Die gesamte Klosteranlage ist ein Welterbe Kulturdenkmal der UNESCO. Schon beim ersten Besuch wird man von der besonderen Ausstrahlung eingenommen. Auch wir wurden sofort davon gefangen genommen.
Die Sachverständigen Burkhart Goethe und Thomas Haller hatten gewünscht, mit der neu zu bauenden Orgel regional gebundene schwäbische Klangmöglichkeiten ausdrücken zu können.
Gerne sind wir diesem Wunsch gefolgt und haben es als besondere Herausforderung empfunden, eine auch für uns neue Entwicklung zu erforschen, umzusetzen und klanglich auszudrücken. Für einen so großen Raum wie den der Klosterkirche erscheint die Disposition auf den ersten Blick relativ klein. In den zahlreichen gut besuchten Konzerten wird der Raum klanglich zufriedenstellend gefüllt.
Das Instrument war in unserer Werkstatt technisch vollständig aufgestellt und zum größten Teil spielbar. Etwa 120 Besucher aus Aalen und Maulbronn erhielten ihren ersten Eindruck durch zwei Konzerte, in denen die Titularorganistin Erika Budday das Instrument vorstellte.
EINZELHEITEN
Die 35 Register bieten zwei auf 16'-basierte Manualwerke (HW und SW), die wegen des Ausbaus bis a’’’ auch oktaviert genutzt werden können. So können die Flöten- und Streicherstimmen in den Extremlagen neue Wirkungen erzielen, die im Schwellwerk noch durch die Subkoppel unterstützt werden. Das Positiv (Oberwerk) wirkt durch die Deckenreflexion nahezu so direkt wie ein Rückpositiv.
Die Maulbronner Orgel zeichnet sich durch eine Vielfalt der Einzelstimmen in der Differenzierung ihrer Streicher, Flöten, Gedackte und Zungenstimmen aus. Besonderer Wert wurde auf größtmögliche Mischfähigkeit der Klänge durch die Vermeidung von Verdeckungseffekten gelegt. Die zum Teil in Anlehnung an Jordi Bosch (mallorquinischer Orgelbauer des 18.Jh.) gestalteten Mensuren, insbesondere der Prinzipale und Flöten, sind - dem großen Raum angemessen - relativ weit und geben die Grundlage für einen tragenden warm füllenden Klang, reich an Farben und musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Obwohl nur zwei Mixturen vorhanden sind, lassen sich erstaunlich viele Plenum-Varianten zusammenstellen, wobei freilich Hauptwerk und Positiv häufig als gemeinsamer Klangkörper zu betrachten sind: Die versetzten Repetitionspunkte von Mixtur Maior und Mixtur Minor ergeben in der Summe ein sehr farbenreiches Klanggeflecht, das sowohl im homophonen als auch im polyphonen Satz überzeugt.
Durch eine mühelose, leichte und schnelle Ansprache der Pfeifen werden neue „Vokalformanten“ und eine besondere Mischfähigkeit erzeugt, so dass die Register für vielfältige Literatur einsetzbar sind. Die von der Titularorganistin Erika Budday eingespielte CD kann als Orgelportrait anhand von Literatur von Bruhns, Bach, Mendelssohn, Karg-Elert bis in die französische Romantik und Gegenwart mit Franck und Guilmant und schließlich Langlais gelten.
Die musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten werden noch durch die äußerst feinfühlige, spielfreudige Traktur und die extrem dynamische Wirkung des Schwellers verstärkt. Alle drei Manuale der Maulbronner Orgel haben entsprechend der Tradition der Werkstatt einarmig aufgehängte Tasten, die Registeranlage ist als „Doppelregistratur“ sowohl mechanisch als auch elektrisch zu betätigen und mit einem Setzer mit 10.000 Kombinationen ausgestattet. Werkweise zugeordnete, parallele Einfaltenbälge sorgen für den musikalischen Wind, für das HW und SW sind die Winddrücke in Bass und Diskant geteilt.
Der Gehäuse-Entwurf lag in den Händen unseres Konstrukteurs Jordi Andujar. Der innere Aufbau des Instrumentes ist im Prospektbild erkennbar:
In der Mitte oberhalb des Spieltisches befindet sich das Hauptwerk, dargestellt durch sein klangliches Fundament, dem Salicional 16 Fuß. Das Pedal “umarmt” die Orgel, seine größten zehn Pfeifen von Principal 16' Pfeifen sind aus Holz und seitlich sichtbar, wodurch die Tiefe des Gehäuses optisch etwas aufgelöst wird.
Das Schwellwerk steht hinter dem Hauptwerk, ein wenig versteckt, um ihm die gewünschte klangliche Tiefenwirkung zu verleihen und das Positiv stellt den krönenden Abschluss im oberen Bereich des Prospektes dar, hier stehen Salicional 8´ und Principal 4´ in der Front.
Der Festgottesdienst und das Einweihungskonzert mit Erika Budday fanden am 27. Oktober 2013 statt. Am 31. Oktober und 1. November folgten zwei weitere Orgelkonzerte.
https://www.orgel-maulbronn.de/wDeutsch/
https://www.klosterkonzerte.de/d/klosterkonzerte/grenzing-orgel.php
Die Grenzing-Orgel der Klosterkirche Maulbronn
BUDDAY, Erika
Bestell-Nr. OP 8012 - LC 16007
www.ORGANpromotion.org